Das Holocaust-Erinnerungsmal in Bad Nauheim
ist ein Projekt der
"Arbeitsgemeinschaft Geschichte Bad Nauheim"
und der
"Bürgerstiftung ein Herz für Bad Nauheim".
Bad Nauheim, 12. Juni 2015
Als in den frühen Morgenstunden des 15. September 1942 die letzten Bad Nauheimer Juden von der Gestapo abtransportiert und in Ghettos und Vernichtungslager deportiert wurden, war dies das vorläufige Ende jüdischen Lebens in Bad Nauheim.
Bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung waren jüdische Bürger fest in das gesellschaftliche Leben unserer Stadt einbezogen. Im 19. und 20.Jahrhundert hatten jüdische Geschäftsleute, Hoteliers, Ärzte, Lehrer und Anwälte wesentlich zum Aufstieg Nauheims zum renommierten Herzheilbad beigetragen.
Das Jüdische Altersheim (bis 1942) und die Jüdische Bezirksschule (bis 1939) waren Orte der Geborgenheit für alte Menschen und Orte für Erziehung und Bildung vieler jüdischer Kinder. Die meisten von ihnen wurden Opfer des Holocaust.
In dem 1987 erschienenen Buch von Stephan Kolb „Die Geschichte der Bad Nauheimer Juden“, das inzwischen vergriffen ist (können Sie aber auf der o.g. Homepage herunterladen), werden die Namen von 785 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern aufgelistet, die in Bad Nauheim geboren wurden oder einmal in Bad Nauheim gewohnt haben. Wie Kolb bereits 1987 belegen konnte, sind 155 von ihnen in Konzentrationslagern ums Leben gekommen.
Erneute Nachforschungen der Arbeitsgemeinschaft Geschichte ergaben bei Durchsicht der Meldekartei der Stadt Bad Nauheim, bei der Auswertung neuen Quellenmaterials und bei Recherche im Internet eine deutlich höhere Anzahl von Holocaust-Opfern unter den Bad Nauheimer Juden. So liegt der Arbeitsgemeinschaft Geschichte jetzt eine Liste mit 278 Namen von Holocaustopfern vor, die in den Tod getrieben oder ermordet wurden.
Diese ehemaligen 278 jüdischen Nachbarn, die in Bad Nauheim geboren wurden oder einmal in Bad Nauheim gewohnt haben und die in den Jahren von 1933 bis 1945 deportiert wurden, sollen bis Mitte 2016 mit einem Erinnerungsmal vor dem Vergessen bewahrt werden.
Planung, Vorbereitung und Durchführung des Projekts hat die Bürgerstiftung an die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Geschichte Bad Nauheim übertragen
Das Erinnerungsmal wurde von dem Friedberger Künstler Prof. Peter Schubert entworfen und soll am Rande des Kurparks gegenüber dem Aliceplatz errichtet werden. Auf einer Steinwand aus Muschelkalk werden die Namen der 278 Bad Nauheimer Holocaust-Opfer verzeichnet sein.
Davor weist eine aus Bronze gegossene Parkbank mit einem zurückgelassenen Mantel aus dem gleichen Material symbolisch hin auf den erzwungenen Weggang unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger unter Zurücklassung ihrer Habe. Ein QR-Code neben dem Erinnerungsmal führt zu einer ebenfalls von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Geschichte erstellten Homepage, die mit biographischen Angaben und zum Teil mit Bildern und Dokumenten über das Leben und Schicksal der Opfer informiert.
Die Jüdische Gemeinde Bad Nauheims, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Magistrat der Stadt Bad Nauheim und die Stadtverordnetenversammlung haben die Errichtung des Erinnerungsmals ohne Einschränkung begrüßt, dem Vorhaben in allen Einzelheiten zugestimmt und ihre Unterstützung zugesagt.
Die Kosten werden auf 40.000 Euro geschätzt und sollen durch Spenden aufgebracht werden.
Die Initiatoren hoffen, die Bürger Nauheims dafür gewinnen zu können, die Errichtung dieser Erinnerungsstätte mit eigenem finanziellen Engagement zu unterstützen und so ihr Mitgefühl am Schicksal der Bad Nauheimer Juden zu bekunden.